Löbtau-Cotta – ein anatomisches Panoptikum

felix (kultur!ngenieur) am 7. Juni 2014 um 19:58

Fotos: Felix Liebig am 7. Juni 2014

Manchmal ist es das bloße Erkundung ohne Ziel, wenn man losläuft und nicht weiß, was dabei herauskommt. Den Weg von → Löbtau (Wiki) nach → Cotta (Wiki) war ich vor dem Ausflug nach Niederwartha schon gegangen. Damals zum Treffpunkt am sog. „Hofbrauhaus“ (das nicht mehr steht), und damals ohne Kamera bzw. ohne Zeit. Das holte ich diesmal nach.

Die ambivalente Bedeutung des aus dem griechischen „Panotikon“ entlehnten lateinischen Wortes → Panotikum (Wiki) ist dabei gar nicht irreführend: Das eigentliche griechische „alles zum Sehen Gehörende“ findet sowohl in der sicher drastischen Deutung in Jeremy Benthams Entwurf für Gefängnisbauten aus dem späten 18. Jahrhundert seine Entsprechung als auch in den Kuriositäten- und Wachsfigurenkabinetten seit der Spätrenaissance.

Im Verlauf dieses Spaziergangs in Dresden-Löbtau und Cotta ist folgendes herausgekommen: Ein Panoptikum von (dresdner? deutschen? heutigen?) Eigentümlichkeiten, wie sie vielleicht nur bei knapp 30°C, an einem Samstag, bei einer nicht mehr ganz unvoreingenommenen fotografischen Wiederholungstat und in einer Übergangszone zwischen verschiedenen Quartieren vom Barock bis heute aufeinandertreffen können. Wobei das für Dresden fast schon wieder typisch ist. Also doch ein Spaziergang durch die Normalität? Mit weiteren Wertungen halte ich mich aber wie immer zurück – jedes der 45 von knapp 100 Bildern ähnlicher Qualität erzählt seine eigene Geschichte von Stadt, Menschen, Denken.

Der Weg von 8,4 km und ca. vier Stunden ist diesmal wieder auf → Umap dokumentiert. Ausgerechnet am sog. „Hofbrauhaus“ (den Namen des Supermarktes kennt jeder) traf ich die Vorsitzende des → Freundeskreis Cotta e.V., mit dem sich die im Dresdner Westen aktive → Löbtauer Runde zwar vernetzt, der aber derzeit leider eher schläft. Das Freibad Cotta habe ich nichtmal an den vielen jungen Menschen und ihrem Geschrei, sondern dem blauen Fleck in der Karte erkannt. Nun weiß ich bescheid.

PS: Der junge Mann in dem Bus schrie mir zu: „Fotografier‘ mich, fotografier‘ mich …“ Er ist etwas verschwommen, weil ich hinter der Kamera gerade auf anderes konzentriert war.

Die Wahl der Qual – kleine Anatomie von Übigau

felix (kultur!ngenieur) am 1. Juni 2014 um 21:19

Fotos: Felix Liebig am 25. Mai 2014

Ein Spaziergang an der Elbe an einem der ersten echten Sommertage bringt einem einige mehr oder minder notwendige Qualen, nicht nur Hitze und Volksfeste. Also hat man die Wahl. Mehr ist nicht zu sagen. Außer: Dresden ist trotzdem schön!

Vielleicht noch soviel: Zwischen den archaischen Steinritzungen an der „Labe“, die übrigens 2008 den jungen Künstler → Christoph Rossner zu seiner Arbeit „Zeichen“ im Rahmen des Kunstsymposiums → „Metropole Pieschen“ unweit davon inspirierten, und den Wahlplakaten auch in Pieschen liegen vielleicht kulturelle Äonen. Über die Qualität der jeweiligen Werke und ihre (politische) Aussage soll damit aber noch lange keine (kritische) Aussage getroffen sein. Das tun die Akteure ohnehin selbst. Und würden für die Wahlen nicht die Aussagen der ohnehin sehr aktiven Ritzer-, Maler- und Schreiberszene genügen? Frei nach Tucholskys „Ein älterer aber leicht besoffener Herr“: „Ick hab‘ das Volk bei seine Wahlen studiert … „

Nieder- und Oberwartha – eine fotografische Anatomie

felix (kultur!ngenieur) am 30. Mai 2014 um 18:51

Fotos: Felix Liebig am 17. Mai 2014

Was mit einem – nicht uninteressanten – Kurzspaziergang zwischen Löbtau-Süd und Cotta (Einkaufszentrum an der Hamburger Straße) begann, weitete sich dann nach einer kleinen Überfahrt mit dem Bus ab Freibad Cossebaude zu einer Wanderung entlang der Einrichtungen des Pumpspeicherkraftwerkes Niederwartha bzw. seiner zugehörigen Teile in Oberwartha. Mehr zu den Anlagen und ihrer Geschichte im zugehörigen Eintrag bei → Wikipedia und dort verlinkten Artikeln.

Hier hat fast alles mit Wasser zu tun, die einzelnen Taleinschnitte wie der Amselgrund sind von Wasseradern durchzogen. Vor allem aber hinterlässt das Pumpspeicherwerk einen bleibenden Eindruck durch seine weithin sichbaren, aus der Nähe jedoch besonders eindrucksvollen Anlagen. Die sind auch von baulicher Qualität. Nicht nur das Wasser ist eine Ressource der Gegend, ferner sind das z.B. die Syenithvorkommen, die man in lokalen Steinbrüchen für Dämme und Bauten – auch Profanarchitektur an der Talstraße – erschloss. Das heute der reinen Energie dienende Wasser wurde einst auch von Mühlen entlang des → Lotzebachtals (Beitrag auf „Dresdner Stadtteile“) wie der „Lochmühle“ genutzt.

Auch zu Oberwartha gibt es eigene Seiten, hier z.B. zur → Geschichte des Ortes. Zudem gibt es im Lotzebachtal einen anschaulichen Lehrpfad. Die folgende → Karte (PDF) ist als Übersicht für das Gesamtgebiet recht hilfreich. Die Aufbereitung der Daten des Geotracking mit → „Umap“ erfolgte von Hand, weil bei der Übertragung lediglich die Linien fehlen.

Zum Betrieb des Pumpspeicherwerkes ist aus dem komplexen Informationsangebot im Internet zu filtern, dass der Betrieb wohl noch läuft, aber nur noch auf zwei von einst sechs Maschinen im Kraftwerksbau am unteren Staubecken. Absehbar – vielleicht auch schon beschlossen – ist die Stilllegung des Industriedenkmals, da die Maschinen für die heute häufigeren Strompreisschwankungen nicht geeignet sind und eine Neuinvestition dem bisherigen wie auch potentiellen neuen Betreibern zu teuer erscheint.


Die Fotos sollen wie stets für sich wirken. Anzumerken bleibt, dass zeitgenössische Historienforschungen auf den einschlägigen Plattformen im Internet in aller Regel mit sehr wenig bzw. wenig hochwertigem Fotomaterial der Jetztzeit, der hier und heute stattfindenden Kulturentwicklungen ergänzt sind und dort Nachholbedarf bzw. Potential für eine Zusammenwirken mit der AG Stadtdokumentation besteht. Leider konnte das Bauwerk in Niederwartha noch nicht genauer unter den Sucher genommen werden. Auch ist nicht ganz klar, worum es sich bei dem offenbar aus DDR-Zeiten stammenden Gebäudekomplex in Oberwartha einst handelte – eine Polizeieinrichtung ist nur eine wage Vermutung.

 

Dresden-Gorbitz – ein Wahlstadtteil

felix (kultur!ngenieur) am 4. Mai 2014 um 16:45

Fotos: Felix Liebig am 3. Mai 2014

Nach einer Stippvisite in Trachenberge (→ vorheriger Artikel) folgte an diesem Tag eine Kunstführung in Gorbitz, die genau zwischen den Hochhausscheiben der vier Plattenbauten am Amalie-Dietrich-Platz begann. In Dresden sind Wahlen. Für den Führenden Matthias Körner von der Gorbitzer Bürgerinitiative „Gobi“ (→ Website) ist Gorbitz der Wahlstadtteil und er hat ihn sich gut angeeignet.

In diesem Fall ging es insbesondere um die anatomischen Merkmale und Merkwürdigkeiten der zahlreichen Kunst im öffentlichen Raum von Gorbitz. Wie auch während der Rundführung spürbar, lässt sich anhand der Kunstwerke und der eigenen Präsenz im Stadtraum vortrefflich darüber diskutieren, ob Gorbitz denn nun der Stadtteil der Wahl oder der Qual sei.

Der Artikel ist auch in diesem besonderen Zusammenhang nicht parteipolitisch motiviert, sondern überläßt den Betrachtern ihren Kommentar anhand der Fotos. Sie sind ein subjektiver Ausschnitt aus einer Vielzahl von möglichen Eindrücken, siehe auch der kurze Querschnitt in Gorbitz zur Fotowanderung im Dresdner Westen (→ Artikel).

Eine Karte mit den Routen verbindet diesen und den vorherigen Artikel, inkl. Sichtachse U-Map.

Dresden-Trachenberge – eine anatomische Stippvisite

felix (kultur!ngenieur) am 4. Mai 2014 um 16:19

Fotos: Felix Liebig am 3. Mai 2014

Eine Reihe der „fotografischen Anatomien“ ließe sich beliebig Stadtteil für Stadtteil fortsetzen. Nicht nur in Dresden.

Kommentare darf der Betrachter auch diesmal selbst formulieren. Die Fotos ergeben eine zwar chronologisch, aber inhaltlich eher zufällige Folge und die Bedingungen sind schnell erklärt. Der Besuch in Trachenberge war eher eine Stippvisite: Das Wetter war kalt, die Hosen zu kurz und ein Termin in Gorbitz ließ nur wenig Zeit (→ nächster Artikel). So ist die Ausbeute hier zunächst klein, aber fein. Der Weg führte von Pieschen über die Großenhainer Straße hinein nach Trachau, die „Drachenschlucht“ hinauf zum Druck- und Verlagshaus (→ Website) / Prinovis (→ Website), durch die gesicherte Anlage des Berufsförderungswerkes Dresden (→ Website) entlang des – nomen est omen! – „Panoramaweges“ wieder hinunter und die Döbelner Straße bis zum Café „Genuss„.

Trachenberge Anatomie Blick nach Gorbitz

Dresden-Trachenberge – eine fotografische Anatomie, Blick nach Gorbitz

Die Aussicht von hier oben ist durchaus beeindruckend, bietet u.a. Referenzen zum AG-Projekt „Dresden von Oben“ und ein Passant spricht „lebendig“ von der blauen Stunde am „Panoramaweg„. Der Autor konnte neben dem „Grünen Turm“ vom letzten Mal (→ Artikel) sein Ziel Gorbitz zwischen den Plattenbauhochhäusern hervorragend erkennen, was für den Städtebau spricht.

Immerhin traf der Autor auf dem Hinweg in Übigau den Kollegen Stadtbilderklärer Jürgen Naumann (→ Website „PR-Büro Naumann“) in Übigau, der hier in Trachenberge viele seiner Touren im kleinen Weinlokal (→ Website CaféGenuss) beginnen und enden lässt.

Eine Karte mit den Routen verbindet diesen und den folgenden Artikel, inkl. Sichtachse U-Map.

Der Dresdner Westen – eine fotografische Anatomie

felix (kultur!ngenieur) am 26. April 2014 um 20:28

Fotos: Felix Liebig, 26.4.2014

Auf einer urban-ruralen Fotowanderung von ca. 16,5 km Länge und ca. sechs Stunden Dauer haben Nadja Nitsche und Felix Liebig den Dresdner Westen erkundet. Das Wetter war anfänglich sonnig, aber dann etwas diesig und wolkenverhangen.

Die „fotografische Anatomie“ soll dem Betrachter hier lediglich eine visuelle und absichtlich unkommentierte Impression der räumlichen Sequenzen in diesem Übergangsbereich zwischen Stadt und Land geben, die sich entlang des Rundweges ausgehend vom „Kultur!ngenieur.Büro“ des Autors abspielen. Inspiriert wurde der Beitrag von der im Mai 2014 im Stadtteilmagazin „La Pôsch“ durch den Werk.Stadt.Laden Löbtau (→ Website) veröffentlichten Hommage des Autors „Der Himmel über Löbtau – eine kulturelle Anatomie“ (→ Link).

Der Weg führte entlang der Reihe der Stadtteile, Ortschaften und Begebenheiten Löbtau – Roßthal – „Alberthein“ – Pesterwitz – „Luckner Park“ – Altfranken – „Grüner Turm“ – Pennrich – Gompitz – Zschoner Grund – Ockerwitz – Omsewitz – „Kümmelschänke“ – Gorbitz – Loebtau. Er ist nachvollziehbar auf der hier verlinkten Karte (→ Anbieter „U-Map„; eine Einbettung ist derzeit leider nicht möglich).

Die 79 Fotos zeigen bewusst die Fülle und Bandbreite urban-ruraler Phänomene in ihrer zeitlichen Folge; lediglich der „Grüne Turm“ sticht aus Gründen des Interesses zahlenmäßig heraus: Deshalb hier einige Links zur Deutung des Funkturms in Dresden-Gompitz:

  • SZ-Artikel vom 28.11.2013, „Funkturm wird abgerissen“ → Website
  • Web-Beitrag „RFN der Partei und RFN der NVA; RFN – Schmalband-Richtfunknetz“  von Joachim Kampe → Website aus dem Kommentar zum SZ-Artikel
  • Wikipedia-Artikel „Richtfunknetz der Partei [SED]“, u.a. mit Bild vom „Grünen Turm“ → Website

 

Das Werk bleibt gestellt – Stellwerk B 2 Bahnhof Dresden-Friedrichstadt

webmaster am 9. April 2014 um 21:16

Aus den Erkenntnissen des laufenden Projektes „Dresden von oben“ und einem spannenden Hinweis folgend, konnte mit freundlicher Zustimmung und Begleitung seitens DB Netz Dresden eine Gruppe der AG Stadtdokumentation am 15.02.2014 das Stellwerk B 2 auf der Fläche des durchaus nicht stillgelegten Bahnhof Dresden-Friedrichstadt kennenlernen. Dabei sollten diesmal insbesondere bestehende und erhaltenswerte Arbeitswelten aus der Sicht von „Eisenbahn-Nichtfachleuten“ fotografisch erfasst werden.

Benanntes Stellwerk B 2 wirkt durchaus wie ein Fels in einer sicherlich vorübergehenden recht stillen Brandung, wobei Bewegungen von Schienenfahrzeugen jedem Betrachter auffallen müssen.

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Die Atmosphäre im Inneren des Gebäudes ist mit einer gewissen Spannung verbunden. Ein stilles und sauber beräumte Kellergeschoß mit historische Stahltüren, Verriegelungen und Fragmenten nicht mehr benötigter Medienträger lässt intensive technische  Nutzungen  vergangener Zeiten vermuten. Aber auch neue Technik ist anzutreffen.

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Nach erfolgreichem Aufstieg in die oberste Etage empfängt den Besucher eine besondere Arbeitsstille, welche aber von hoher Konzentration und wesentlichen Entscheidungen zum Bahnbetrieb gekennzeichnet ist. Für den Außenstehenden erscheint anteilig die verwendete Technik vergleichsweise historisch, diese ist aber noch im vollem Umfang für den Betrieb der Schienenfahrzeuge uneingeschränkt im Einsatz.

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Das Bildmaterial wurde mit besonderer Rücksicht auf die Mitarbeiten in dem Stellwerk erstellt und darf keine Rückschlüsse auf eine aussterbende Arbeitswelt zulassen. Weitere fotografische Erkundungen von Stellwerken der DB sind vorgesehen.

Info-Stand zum Stadtteilfest am 07.09.2013 in Dresden-Friedrichstadt

webmaster am 23. September 2013 um 20:11

IMG_1823_01Es ist schon eine gute Tradition, dass die AG Stadtdokumentation beim Stadtteilfest in Dresden Friedrichstadt mit Ausstellungen und Infostand die Besucher über die AG, deren Zielstellung und Ergebnisse informiert. Auch konnten dieses Jahr wieder Kinder und Erwachsene an der „Foto Rally“ teilnehmen. Dabei waren Dias mit Dia-Betrachter anzuschauen um Stadtmotive aus der näheren Umgebung darauf zu erkennen, zu benennen und deren Lage auf einem Stadtplanauszug zu kennzeichnen.

Interessanterweise brachten alle Beteiligten trotz der weitverbreiteten ausgefeilten digitalen Fototechnik dieser Form der analogen Fotografie eine hohe Wertschätzung entgegen.

In der AG wird die analoge und digitale Fotografie genutzt und gepflegt.

 

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Hochwasser

tim am 4. Juni 2013 um 07:10

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Wie zum Hohn gab es gestern einen wunderschönen Sonnenuntergang.

Naja, schauen wir mal was die nächsten Tage passiert und hoffen das Beste.

Was man sieht ist übrigens nicht die Elbe, sondern nur die Kaditzer Flutrinne.

Zahn-Atelier

tim am 2. Juni 2013 um 11:22

 

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An der Ecke Königsbrücker – Bischofsweg wird gerade eines der letzten Häuser in der Reihe saniert. Damit verschwindet unter Umständen der schöne Begriff des „Zahn-Atelier“, bei dem man sich schön vorstellen konnte, wie der Zahnarzt den Pinsel schwang.