Freitagsgewitter

sebastian am 13. Mai 2012 um 11:46

Der schönste Regebogen des bisherigen Jahres. Danke Unwetterfront, auch wenn du sonst nicht so angenehm warst.

dresden von oben: die petrikirche

felix (kultur!ngenieur) am 30. April 2012 um 20:37

fotos: annette nickel, sebastian löder, wolf-peter franke, felix liebig – 29. april 2012
text(e): felix liebig

ein neuer (aussichts)posten in der reihe „dresden von oben“: die petrikirche.

die im krieg am schiff zerstörte und dann wieder aufgebaute kirche der selbständigen evangelisch-lutherischen kirche (selk) befindet sich imposant am großenhainer platz auf der grenze von neustadt und pieschen. pfarrer andreas reha erlaubte uns nach dem gottesdienst am sonntag dankenswerter weise den aufstieg in den hohen schlanken turm.

was wir von dort oben nicht sahen – nicht wirklich – war dresden. die schallfenster des glockenhauses bieten nur wenig ausblick und aufgrund des raumeinnehmenden glockenstuhls sind nur wenige von ihnen zu öffnen. interessanter ist deshalb der blick in den turm. genauer gesagt hinauf in die scheinbar endlosen höhen des turmhelms oder die furchteinflößenden tiefen des glockenhaueses von der uhrzeigerplattform. wir haben die zehn meter freitreppe knieschlotternd überlebt. ohne den blick nach außen brachte der blick nach innen an uhrwerk und baustruktur sowie allerhand hinterlassenschaften nicht minder interessante motive. einer – sebastian – hat dem turm dann doch noch ausblicke entlocken können, mühevoll und schmalgerückt.

spannend waren für mich die bau- und technikdetails, aber auch die fensterrosette samt inschriften, die von uns dann noch performativ genutzt wurde, und das „autokino“ vor der kirche.

neues bauen–im hecht

felix (kultur!ngenieur) am 30. April 2012 um 19:18

fotos: felix liebig, 29. april 2012
text: felix liebig

im hecht wird neu gebaut. aha. im hechtviertel, der ehemaligen oppelner vorstadt nach ihrem planer, der „anderen neustadt“ wird neu gebaut. stadtplanungsamt und renommierte architekturbüros haben sich zusammengetan für einen tag der offenen architektur–eine kleine bauausstellung im hechtviertel. „neues bauen im hecht“

nun ist neues bauen nichts neues. das gab es schon zu zeiten der weimarer republik. nach dem ersten weltkrieg entwickelte sich eine moderne architektur mit sozialem anstrich und anspruch. die moderne kommt nun wieder. in dresden. wie sozial sie ist, bleibt abzuwarten. andernorts wurde sie längst zum bestandteil der stadtplanung. in dresden hat sie es nach wie vor schwer. obwohl es sie freilich gibt. „die zeitgenossen“ z.b., ein verein aus planern in amt und freier wirtschaft in dresden, tun viel dafür, dass sich das ändert. im hechtviertel ist wie im scheunenviertel auch, noch platz geblieben. hier haben architekten, bauherrengemeinschaften und stadtplaner eine kleine oase der architektonischen glückseligkeit gefunden. vor allem in der kiefernstraße.

und da wird es interessant. seit zeitgenössische architekten nicht nur in öffentlichen bauprojekten glänzen, sondern die ikonografie des neuen neuen bauens auch auf den profanbau übertragen, verschiebt sich das bild. woanders ist das gang und gebe. in dresden tun wir uns noch schwer mit der neuheit: garagentore ohne klinken, dafür aber warnschilder für all jene, die nicht verstehen, dass hier eine ein- bzw. ausfahrt ist. denn in den erdgeschossen sind beinahe überall nur noch die nutzräume und automobile. ohne die geht das ja auch nicht. der eigenartige charme einer baukastensiedlerei, einer neuen architektonischen gründerzeit mit kind und kegel heimelt uns dafür an. wie wundert es da, die amerikanisch anmutenden garagenarchitekturen und seitenblicke im hinterhof als kontrast zur kühlen sachlichkeit des neuesten bauens zu sehen. ein technisch bis technokratisch-kreatives soziales milieu hat sich ein neues selbstbewusstsein „aufgebaut“, ist in der bürgerschaft der stadt längst angekommen, mit kunstmäzenatentum und allem drum und dran. neuerdings sind auch zeitgenössische architekten bauträger. wie schon lange vor ihnen die bernd dietzes am neumarkt und tobias hölzers in pieschen. das heißt dann bei den zanderarchitekten z.b. „schön hausen“ und ist tatsächlich nicht soweit weg vom berliner vorzeigemodell links und rechts der schönhauser allee. hier kann nun auch der stadtplanungsdezernent zeigen, dass er etwas für zeitgenössische architektur tut. warum er dann in der altmarktgalerie fotografiert wurde?

es wird ja viel über „gentrifidingsbums“ geredet. fakt ist: 20 jahre nach der wende hat sich die keimzelle des alternativen dresden-neustadt selbst überholt. menschen und architekturen sind im jetzt angekommen. besetzen leerstellen im stadtgefüge. können es sich leisten. und nun sieht man sie auch. gut. sie wollen gesehen werden. das wohnen in der stadt ist en vogue. warum dann die häuser nicht einfach häuser, sondern „stadthäuser“ oder „townhouses“ heißen? die erbauer und planer können offenbar nicht genug darauf verweisen, dass wir uns hier in der stadt befinden. und dass das ihre stadt ist.

vorsicht.

denn leicht verfällt selbstbewusstsein in überschwang. und schon sind die neuen bürger wieder unter sich.

dresden von oben: kirche briesnitz

felix (kultur!ngenieur) am 30. April 2012 um 18:28

fotos: annette nickel, mario hennig, sebastian löder, tim alder, felix liebig – 21. april 2012
text(e): felix liebig 

die ag stadtdokumentation setzt in ihrer fotografischen reihe „dresden von oben“ an historischem ort ihre erkundungen fort.

die kirche von briesnitz im dresdner westen ist neuerdings jeden samstag von 18 bis 19 uhr zu besteigen. sie bietet neben ihrem standort im nicht mehr oder noch nicht städtischen und dem ausblick das hautnahe durchdringende klangspiel des glockengeläuts zur siebten stunde. ferner findet der forscher hier eine beinahe pittoreske kirche und weitreichende kultur- und zeitschichten, die für dresden von bedeutung sind. siehe wikipedia briesnitz (dresden). im innern des turmes verbirgt sich überdies ein eindrucksvolles und einsehbares uhrwerk, dessen stundenmechanik ein weiteres ereignis darstellt.

die fotografen der ag haben auch hier wieder die unterschiedlichen sujets von rundblick bis baudetail nebst friedhofsfauna vorgefunden und festgehalten. allein die wechselhafte wetterlage und das ferne qualmen eines feuers samt nebenstehendem regenbogen verleihen den eindrücken etwas dramatisches.

die fotos von mario finden sich auf picasa. diejenigen von sebastian auf seinem blog. anbei die galerie der anderen fotografen:

dresden von oben: r9.gs.II.a.68.

felix (kultur!ngenieur) am 25. April 2012 um 18:55

fotos: annette nickel, lars beetz, ronald kleine, sebastian löder, wolf-peter franke, felix liebig – 30. märz 2012
texte: wolf-peter franke, sebastian löder, felix liebig

in der reihe „dresden von oben“ wagte sich eine gruppe der ag stadtdokumentation nach unbürokratisch bearbeiteter antragstellung und dankeswerter freundlichen genehmigung durch die db netz dresden an bzw. auf das stellwerk r9 am verschiebebahnhof dresden-friedrichstadt.

das sogenannte „gleisbildstellwerk“ (ext.) bietet einen wunderbaren blick über die westlichen, nördlichen und östlichen sowie etwas eingeschränkt auch südlichen anreinerstadtteile. es befindet sich direkt am abrollberg, der oberhalb des autobahnzubringers altstadt und gegenüber des rathauses cotta liegt.

von diesem „oben“ ist dresden in meinen augen zeitloser als irgendwo sonst. dieses oben könnte ein unten sein. eine archäologische ausgrabung. und das kürzel r9.gs.II.a.68. die signatur eines fundstücks. hier verändert sich nur am horizont gelegentlich etwas, das der betrachter kaum merkt. die stadt ist weit und silhouettenhaft. doch im nahblick ist alles facettenreich. konstant vielfältig. wie die züge, die fahrplanmäßig hier kreuzen. ein schutzraum, dem ich wünsche, dass er das auch noch lange bleibt und so gegen die auch jetzt schon wieder aufkommenden spekulationen über seine zukunft als teil der stadt resistent ist. die saurier sind nicht tot. sie schlafen nur. sie machen ihren eigenen frieden.

der wind weht rauh und augentränend. hier oben vertieft sich der eindruck eines abgelegenen ortes. rundum stehen und bewegen sich züge oder waggons. mehr stehend als sich bewegend. weit weniger als zu hochzeiten des güterbahnhofs. die heutige ruhe ist fast gespenstisch. dafür füllt sich der blick mit lebhaften details in nähe und ferne. der blick schärft sich auch für solche details, die heute erst in dieser form und ihrer stille wahrnehmbar sind. eigentlich stillgelegt erwachen geräte und anlagen beim anblick und erzählen von vergangenen tagen und einer noch nicht abgestellten ära der (eisenbahn)technologie. ein dinosaurier ist das, der selbst von der digitalen signaltechnik nicht bezwungen werden kann und so die zeit übersteht. natürlich nie ohne den menschen, der den schlüssel hat und den schalter drückt. der den mechanischen dinosaurier aufwachen lassen kann.

mitstreiter sebastian formuliert es auf seinem blogpost so:

„Eine Brache, die keine ist, amüsierte erstaunte Führerinnen. Rangierwerk R9, eine Zeitreise in funktionierende 70iger–Jahre–Technik, nicht per Computer ersetzbar. Der Mensch bleibt, Erfahrungen zählen. Immer wieder interessant das “Dresden von oben” abseits ausgenudelter Pfade.“

… aus rechtlichen und gründen der pietät bleiben hier einige erzählenswerte informationen ungenannt … das innenleben des gebäudes war für uns fotografisch selbstverständlich tabu, die terrasse dann nicht mehr. vor uns lag alles anderer als eine „industriebrache“…

Ausstellung: Statt des Barocks

felix (kultur!ngenieur) am 24. Februar 2012 um 20:28

Vom 2. März bis 30. April 2012 zeigt die AG Stadtdokumentation ihre Ausstellung „Statt des Barocks“ im Kino in der Fabrik (K.I.F.). Zu besichtigen während der Öffnungszeiten des Kinos.

Hinter der mitunter wohlfeilen Postkartenromantik von Dresden begegnet der Betrachter nicht nur dem offiziellen Schönen. Dresden birgt eine eigenwillige Schönheit, einen Gürtel der Zufälligkeiten um die aufgeräumte Innenstadt, um das inszenierte Drama. Wie im Logo von Dresden spiegelt sicht das Bild von Dresden vielfach in den Facetten der Stadtteile, ihrer unbeobachteten Orte. Dort ist Dresden mitunter viel bunter, aber auch abgründig, fast immer metaphorisch. Das hat die AG Stadtdokumentation für diese Ausstellung fotografisch untersucht.

Die Fotografien sind zum größten Teil im Jahr 2012 im Rahmen von Rundgängen in Dresden Löbtau entstanden. Sie zeigen die aktuelle Blicke und Sichtweisen auf die Situation des Stadtteils, geben Einblicke sowohl in die bauliche und soziale Vergangenheit als auch in die Gegenwart. Einige Bilder der Ausstellung entstammen dem Archiv der AG oder sind im Jahr 2012 neu entstandene Eindrücke anderer Stadtteile in Dresden.

Beteiligte Mitglieder:

Annette Nickel
Stefanie Fuhrmann
Andy Vogelsang
Felix Liebig
Lars Beetz
Mario Hennig
Sebastian Löder
Tim Alder
Wolf-Peter Franke

dtb.das.täglich.brot

felix (kultur!ngenieur) am 20. Februar 2012 um 14:06

am 8. februar 2012 stattete ich der landeshauptstadt einen besuch ab.
nein, nicht dresden, sondern schwerin in mecklenburg-vorpommern. genau genommen mehr in mecklenburg als in vorpommern. links auf der karte. dresden ist ja eher in der geografie rechts.

was kann man über eine feine kleine stadt wie schwerin sagen?

ich lasse einfach die fotos sprechen und gehe auf einige entdeckungen ein.

mit dem alten mann an der maroden hauswand, der gerade tauben fütterte, sprach ich ein wenig. er kommt da jeden tag rum. ihm voraus eilt sein pfeifen, das die tauben anzieht und ihm sicher auch eine art aufgabe, einen sinn verleiht. mehr wollte er auch nicht sagen, denn offenbar störte ich die tauben mit meiner neugier…

ungeachtet des täglich brot als futter für die tauben und als lebensinhalt für den alten mann, sind auch die fotos ein blick auf das täglich brot einer kleinstädtischen großstadt mit regierungssitz. da findet sich allerhand vermischtes urbanes. beim mittag trifft man abgeordnete und hört der politik vom nachbartisch zu. es ist das täglich brot all jener, die so eine stadt nutzen, in ihr leben und sie ausfüllen mit ihren lebensinhalten. dass dies jemand an eine hauswand malen würde, hängt mit einem geschäft nebenan zusammen, bio natürlich…

Leerräume

sebastian am 31. Januar 2012 um 03:29

Reichsbahnausbesserungswerk beräumt.

Analoge Silhouetten

sebastian am 30. Januar 2012 um 01:48

ein Fundtsück aus dem Diarchiv

dkd.dresden.kessel.dorf.

felix (kultur!ngenieur) am 28. Januar 2012 um 15:46

nein, dresden ist nicht schön.
ja, dresden ist ein dorf.

das ist nachzuvollziehen auf der kesselsdorfer straße zwischen kaufmarkt im ehem. straßenbahnhof wölfnitz und toom baumarkt – denn dort wollte ich etwas besorgen und verband das angenehme des spaziergangs mit dem nützlichen. entdeckt habe ich augenscheinliches und festgehalten.

natürlich ist das obige eine übertreibung, aber das ist es genauso wie die behauptung, dresden sei schön oder die gerade plakatierte werbung, die „schönste jury der welt“ suche „das perfekte model“ wäre unzweifelhaft. alles zweifelhafte muss angezweifelt werden. immerhin haben die beiden ein verwunschenes schloss gefunden. sie müssen es nur noch an die wand werfen – hoffentlich macht das nie jemand mit dresden!

ihrer anatomie als stadt nach ist dresden auf jeden fall ein kessel. ob es ein dorf ist, sei dem urteil des betrachters überlassen. dass kesselsdorf demnach nur unter bewältigung von höhenunterschieden erreicht wird, ist wiederum unstrittig. und das macht die kesselsdorfer straße auch in diesem abschnitt interessant. sie ist ein steg durch (sub)urbane schichtungen, die sich links und rechts ausbreiten wie die geologischen einschlüsse des holozän. auf einer seite platte, tankstelle, diner, auf der anderen seite altbau, autohof, mietschänke. usw. schade nur, dass die heilige kuh des menschen auch hier ihre spuren vielfältig hinterläßt: im asphalt, im fehlenden bewusstsein für die eigentümlichkeit eines ortes im hinterlassen von hinterlassenschaften der rast oder der immobilienspekulation beim überbrücken immer größerer distanzen, aber auch dem übertriebenen bewusstmachen von orten mit immer neuen der dynamik der straße waghalsig absurd entgegnenden aufenthaltssignalen. etc. daneben – und eher unbemerkt – entfalt(et)en sich die baulichen ausdrucksformen der menschen. erker, giebel, fensterschmuck verharren andächtig oder auch schon verzweifelt in ihrer archaischen statik gegenüber dem nahen fernverkehr. usf.

doch erst hier entrollt sich der eigentliche film des schaffens, die poetik der zwischenräume (frei nach gaston bachelard). bild für bild ergeben sich überlagerungen, die die suche des menschen nach (ge)halt auszudrücken und zaghaft auch zu verkörpern suchen. alles in allem findet der geneigte betrachter an diesem teil der straße ein sammelsurium naiver architekturvisionen. naiv = selbsthelfend. wo stadtplanung und politik, aber auch medien und nachbarschaft nicht mehr so genau hinsehen, weil sie alle in eintracht vierrädrig daran vorbeirauschen, blühen andere träume von ordnung, musterhaftigkeit, gestaltungswille und schönheit!

stadtdokumentarisch ist dieser spaziergang entsprechend vielschichtig und schwer zu kategorisieren. eine „aufsteigende“ folge zu diesen leitthemen:

1 lesbares
2 übertragbares
3 fahrbares

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